Das Gefühlsleben der Tiere by Marc Bekoff

Das Gefühlsleben der Tiere by Marc Bekoff

Autor:Marc Bekoff
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: animal learn Verlag
veröffentlicht: 2014-10-21T16:00:00+00:00


FUN, FUN, FUN

Weshalb Tiere spielen

Tiere lieben es zu spielen, denn Spiel ist Spaß und Spaß ist eine sich selbst belohnende Handlung. Hunde und andere Tiere sind unablässig auf’s Spielen aus und es ist gar nicht so leicht, sie davon abzuhalten, wenn sie in Spiellaune sind. Und normale Tiere sind für gewöhnlich nicht absichtlich auf Aktivitäten aus, die ihnen keine Freude machen. Die mit dem Spiel zusammenhängende Freude ist so stark, dass sie mögliche Risiken wie Verletzung, Energieverlust und dadurch gefährdetes Wachstum sowie den Tod durch ein Raubtier überwiegen. Junge Tiere wissen von Beginn an, wie man spielt, und wenn nicht, nehmen wir das als Zeichen, dass möglicherweise etwas nicht in Ordnung ist.

Wenn Tiere spielen, können wir ihre tiefe Freude fühlen. Spiel ist ansteckend und andere Tiere fühlen diese Freude und das Vergnügen ebenso. Forschungen an Spiegelneuronen (die ich in Kapitel 5 beschreibe) stützen die Ansicht, dass Individuen die Emotionen anderer fühlen können. Dies ist wahrscheinlich der Grund, weshalb sich unter den Tieren einer Gruppe eine spielerische Atmosphäre schnell ausbreitet. In ihrem Buch Calming Signals – Die Beschwichtigungssignale der Hunde bezeichnet die norwegische Hundetrainerin Turid Rugaas Spielsignale deshalb auch als „Calming Signals“ bzw. „Beschwichtigungssignale“ [3]. Tiere spielen oft, wenn sie entspannt sind, weshalb die dem Spiel innewohnende Freude und Gelassenheit oftmals auf jeden überspringt, der zuschaut.

Was wir mit eigenen Augen sehen können, wird zudem durch die wissenschaftliche Forschung bestätigt. Studien über die Gehirnchemie von Ratten bestätigen, dass Spiel vergnüglich ist und Spaß bedeutet. Der bekannte Neurobiologe Jaak Panksepp entdeckte eine enge Verbindung zwischen Opiaten und dem Spiel von Ratten – eine gesteigerte Opioid-Aktivität (ein körpereigenes Schmerzmittel) unterstützt Verspieltheit [4]. Opioide können das Vergnügen und die Belohnung, die mit einem Spiel verbunden sind, verstärken. Wenn dies für Ratten gilt und wenn wir bereits wissen, dass es ebenso für Menschen gilt, dann gibt es kaum einen Grund anzunehmen, dass sich die neurochemische Basis der vom Spiel inspirierten Freude von Hunden, Katzen, Pferden und Bären wesentlich unterscheidet.

Wie wir bereits gesehen haben, haben Tiere und Menschen tatsächlich viele Emotionen und Botenstoffe, die in Bezug auf das Empfinden und Ausdrücken von Emotionen wie Freude und Vergnügen eine Rolle spielen, miteinander gemein. Neueste Forschungen haben zudem ergeben, dass es sich für Menschen gut anfühlt, wenn sie miteinander kooperieren und sich fair verhalten. Dass Spiel von Kooperation und Fairness abhängig ist, mag ein weiterer Grund dafür sein, weshalb Tiere es lieben zu spielen. James Rilling und seine Kollegen haben bei Menschen über die funktionale Magnetresonanztomographie bewiesen, dass die Gehirnzentren für Freude stark aktiviert sind, wenn Menschen miteinander kooperieren [5]. Diese wichtige Studie zeigt, dass die menschliche Kooperation auf einer starken neuralen Grundlage beruht: Es fühlt sich gut an, zu kooperieren, und es ist lohnend, bei sozialen Interaktionen nett zu sein. Außerdem haben Forscher im menschlichen Gehirn ein „Vertrauenszentrum“ identifiziert [6], Nucleus caudatus (Schwanzkern) genannt. Die Aktivität im Nucleus caudatus ist am größten, wenn Großzügigkeit mit Großzügigkeit erwidert wird. Wir haben allen Grund anzunehmen, dass die Gehirne von Tieren dieses Vertrauenszentrum ebenfalls besitzen. Schon bald wird die Forschung zeigen, dass wir eigentlich dazu verdrahtet sind, nett zueinander zu sein.



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